
Matchball gegen Polen. Nach zwei überzeugenden Auftritten bei der EURO 2016 gehen die Ladies in das Spiel gegen Polen mit einer neuen Erwartungshaltung. Das Weiterkommen und die Hauptrunde vor Augen wollen Michael Biegler und Co. von einer Favoritenrolle dennoch nichts wissen.
Trotz der knappen Niederlage gegen Frankreich im zweiten Gruppenspiel steht das Tor zur Hauptrunde für die DHB-Mädels weiterhin weit offen. Gegen Polen reicht Deutschland bereits ein Unentschieden fürs Weiterkommen. Routinier Saskia Lang betonte jedoch bereits einen Tag vor der Entscheidungsparte: „Wir spielen nicht auf Remis, sondern wir wollen das Spiel gewinnen, um mit einem guten Gefühl in die Hauptrunde zu starten.“
Theoretisch könnte sich das deutsche Team sogar eine Niederlage mit maximal sechs Toren erlauben, wenn Frankreich gegen die Niederlande gewinnt oder unentschieden spielt. Denn trotz der Niederlage der Niederlande gegen Deutschland zum Auftakt der EM haben die „Oranjes“ nach dem 30:21 Kantersieg gegen Polen bei einem Dreiervergleich die Nase vorne. Doch Trainer Michael Biegler und seine Ladies wollen sich auf keine Rechenspielchen einlassen.
Polens letzte Chance
Unterschätzen sollten die „Ladies“ die Polinnen dennoch nicht, ist das finale Spiel gegen Deutschland doch der letzte Grashalm für Polen, um nicht vorzeitig die Segel streichen zu müssen. An der Seitenlinie der Polen steht mit Neu-Trainer Leszek Krowicki dabei ein echter Kenner des deutschen Frauenhandballs: Seit 25 Jahren ist der 59-Jährige in der Bundesliga unterwegs, aktuell beim Vfl Oldenburg, kennt die Stärken und Schwächen vieler deutsche Spielerinnen und wird sein Team optimal auf das Matchball-Spiel einstellen.
Die bisherige EM läuft für das polnische Team bisher allerdings alles andere als optimal. Sowohl gegen Frankreich (22:31) als auch gegen die Niederlande (21:30) setzte es deutliche Pleiten. Die wichtigste Spielerin und Kapitänin Karolina Kudlacz-Gloc (HC Leipzig) konnte ihr Team aufgrund von Rückenproblemen bisher nur von der Seitenlinie aus unterstützen.
Die Umbruchsphase hat bei den polnischen Frauen mit der EURO 2016 begonnen. Viele junge Spielerinnen feiern ihr Debüt bei einem großen Turnier. Mit frischem Wind und einem neuen Trainer gelten die Olympischen Spielen 2020 als großes Ziel. Es wäre die erste Teilnahme bei Olympia in der Geschichte des polnischen Frauenhandballs. Doch vor allem die linke Angriffsseite der Polinnen zeigt sich bereits jetzt auf höchstem Niveau: Vor allem Alina Wojtas im linken Rückraum und Kinga Grzyb auf Linksaußen präsentieren sich bei der EM in Torlaune.
Das neue deutsche Gesicht
Für Bundestrainer Michael Biegler ist die Partie gegen Polen ein ganz besonderes Aufeinandertreffen. Vier Jahre lang von 2012-2016 betreute er die polnische Herren-Nationalmannschaft. Kurz vor dem Spiel gegen Polen zählen für ihn jedoch nur seine Ladies. Nach der knappen Niederlage gegen Frankreich zeigte sich der Nationalcoach über weite Strecken zufrieden mit dem bisherigen Turnierverlauf: „Mit dem Resultat bin ich unzufrieden, aber mit vielen Dingen, wie wir uns als Team entwickelt haben, bin ich zufrieden.“
Das neue Selbstvertrauen war den Ladies in den Spielen gegen die Niederlande und Frankreich bereits anzumerken. Und auch auf das Entscheidungsspiel gegen Polen blicken die Spielerinnen trotz der Niederlage gegen Frankreich mit Zuversicht: "Wir haben uns gut verkauft, aber am Ende gab die Erfahrung den Ausschlag zugunsten von Frankreich. Gegen Polen werden wir uns weiter steigern.“, ist sich Torhüterin Clara Woltering sicher.
Eine letzte Warnung sei dennoch ausgesprochen: Vor sechs Jahren befand sich Deutschland bei der EM in Norwegen in einer ähnlichen Situation. Im letzten Spiel gegen die Ukraine hätte sogar eine Niederlage mit acht Toren für ein Weiterkommen gereicht. Man verlor mit 23:33 und schied sang und klanglos bereits in der Vorrunde aus.
Der Glaube an sich selbst, das Vertrauen und die Zuversicht, die das Team um Michael Biegler bei der EM bisher an den Tag legt, steht der deutschen Mannschaft jedoch sehr gut zu Gesicht, so dass sich die Vergangenheit hoffentlich nicht wiederholt.